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Spektakulär und naturnah - geht beides

Wassermanagement im Garten: Schlauer gießen, mehr genießen

Inhalt

Neulich hatte die liebe Antje von Empower your Garden die schöne Idee, einen gemeinsamen Blogpost zum Thema Wassermanagement im Garten zu machen. Ich hab mich sehr gefreut, als eine von fünf Expert:innen dabei zu sein! Hier geht’s zu unserem gemeinsamen Post auf Antjes Blog.

Da mein Beitrag dort relativ kurz und knapp ist und gerade so viel zum Thema in meinem Kopf herumschwirren hatte, habe ich kurzerhand hier die „extended Version“ für euch aufgeschrieben. Im Folgenden erfährst du, warum du über dein persönliches Wassermanagement nachdenken solltest, auf welche Art und Weise du Wasser im Garten nutzen und genießen kannst, wieso Wasser immer ein Gewinn ist und warum die Bedenken gegen Wasser im Garten gar nicht so unbedingt korrekt sind. Viel Spaß!

Die Bedeutung von Wassermanagement im Garten

Das Thema Wasser im Garten ist unglaublich wichtig und komplex. Willst du es bestmöglich nutzen? Soll es einfach als Zierde und Bereicherung vorhanden sein? Auch ganz unabhängig von deinen persönlichen Gartenvorlieben gibt es viele gute Gründe, sich mit dem Thema Wasser auf deinem Grundstück zu beschäftigen.

Wasserhaltung im Garten: Zwischen Starkregen und extremer Trockenheit

Gerade die „unfreiwillige“ Komponente des Themas Wasser klopft in den letzten Jahren immer häufiger bei uns an – in Form von Starkregen, Hochwasser und dann wieder extremer Dürre. Bis vor ein paar Tagen dachte ich zum Beispiel noch, die Gefahr von Überschwemmungen wäre in meiner Gegend gering. Ich wohne ländlich, auf sandigem Boden, am Hang, ohne Keller und Fluss in der Nähe. Aber dann kam eins dieser schweren Sommer-Gewitter, und plötzlich stand das Wasser auf den Straßen kniehoch. Die Freiwilligen Feuerwehren – mein Liebster mit dabei – mussten in einem Viertel der Samtgemeinde eine ganze Nacht lang Keller leerpumpen. Das Wasser stand dort innerhalb weniger Minuten brusthoch.

Es scheint immer mehr ein Fluch mit dem Wasser zu werden: entweder viel zu viel oder viel zu wenig. Mit beidem müssen Gartenbesitzer:innen umgehen – und Planer:innen wie ich können gute Lösungen anbieten.

Blick auf Schuhe auf einem Steg am Wasser

Lösungen: 1. Regenwasser speichern

Im Naturgarten gehen wir aus Gründen der Klimaresilienz und Nachhaltigkeit möglichst sparsam mit Wasser um. Dazu gehört, dass wir auf die Bewässerung von Rasenflächen verzichten (oder auf die Rasenfläche selbst 😉 ). Auch die Wahl der Pflanzen spielt in trockenen Zeiten eine wichtige Rolle. Durch kluge Pflanz- und Standortplanung kannst du den Wasserbedarf deiner Beete stark reduzieren. 

Mehr darüber, was kluge Planung für Deinen Garten bedeuten kann, findest du hier.

Wieviel Wasser bekommst du im Durchschnitt und im Extremfall?

Wenn du über dein Wassermanagement im Garten nachdenkst, ist es sehr hilfreich zu wissen, wie viel Regenwasser du im Schnitt als Gratis-Ressource eigentlich bekommst. Das ist regional nämlich höchst unterschiedlich! Schau also gleich mal nach, wie viel Regen in deiner Region fällt.

Eine gute Übersicht nach Bundesländern und Wetterstationen bekommst du hier: Link zu proplanta.de

Ebenfalls ist es gut zu wissen, wieviel Wasser es bei den letzten Starkregen-Ereignissen in deiner Region gegeben hat. Diese Wassermenge könnte nämlich „spontan“ bei dir auftauchen und eventuell für Probleme sorgen. Auch da hilft dir der o.g. Link.

Spektakulär und naturnah - geht beides
Spektakulär und naturnah – der Naturgarten-Teich auf der BUGA 2023 kann beides!

Den Wasserbedarf deines Gartens berechnen – ganz einfach

Gießwasser zu sammeln und damit kostenlos Beete versorgen ist das Klügste und Einfachste, was du hinsichtlich eines Wassermanagements machen kannst. Aber: wie viel Beetfläche kannst du mit deinem Regenwasser eigentlich gießen? Das lässt sich einfach berechnen. Dazu musst du nur die Grundfläche deines Hauses kennen und auf wie viele Regenrohre sich die Fläche verteilt. Die Dachform ist egal.

Rechen-Beispiel: Dein Haus hat 100 Quadratmeter Grundfläche und zwei Regenrohre – eins für jede Dachhälfte des Satteldaches. Bei dir fallen im Durchschnitt 700 Liter Regen pro Quadratmeter im Jahr.  Auf dein ganzes Haus fallen also in einem Jahr 100 x 700 = 70.000 Liter Regenwasser. Davon kommen an jedem Regenrohr die Hälfte, also 35.000 Liter an.

Ein Quadratmeter Gemüsebeet braucht im Durchschnitt 400 Liter Wasser im Jahr – man sagt, so zwischen 200 und 600 Liter, je nachdem, was du anbaust. Und du hast 70.000 Liter zur Verfügung!

Theoretisch kann, grob gerechnet, in einem Jahr also dein Dachwasser von 100 Quadratmetern Fläche ganze 175 Quadratmeter Gemüsebeet gießen – das ist eine Menge! Vorausgesetzt, du lässt es nicht einfach in den Kanal entkommen, sondern zapfst deine Regenrohre an und speicherst das Regenwasser.

Speicherlösungen für Giesswasser

Wasser speichern kannst du auf vielerlei Arten, und für jedes Budget gibt es Lösungen. Am einfachsten ist es, Dachwasser an den Regenrohren abzufangen und in Wassertonnen, Weinfässern, Tanks oder Zisternen zu lagern. Es gibt sogar Klappen für das Regenrohr – sogenannte „Regendiebe“ – , mit denen du Wasser nur bei Bedarf in die Wasserspeicher umleitest, und wenn alle Behälter voll sind, geht das übrige Wasser einfach wieder in den Kanal.

Für Wassertonnen etc. gilt: Diese können eine tödliche Falle für Tiere werden. Achte darauf, dass Speicherbehälter so zugedeckt sind, dass niemand darin ertrinken kann!

Auch mit kleinen Dachflächen von Nebengebäuden kannst du schon richtig viel Wasser sammeln. Ein Beispiel: Freunde von mir füllen mit ihrem Kleingarten-Gebäudedächlein problemlos drei IPC-1000-Liter-Tanks, die sie für kleines Geld erworben haben.

Nehmen wir an, du bekommst wirklich 70.000 Liter Dachwasser im Jahr und brauchst nur einen Bruchteil davon für die Beete. Dann ist noch sooooo viel Wasser da und will genutzt werden! Was könntest du damit Schönes machen? Richtig: es einfach zum Genießen verwenden.

Ein paar Retro-Gießkannen warten auf Einsatz
Wasser marsch: Fürs Gemüse ist gesorgt – und nun?

Naturnahe Wasserspeicher: Teiche und Sickermulden

Im Naturgarten sehen wir den Bereich der Wasserversickerung nicht nur technisch, sondern auch als Möglichkeit, den Garten um das Erlebnis Wasser zu bereichern und feuchten oder wechselfeuchten Lebensraum zu schaffen: Wir schlagen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe.

Der Hauptunterschied zwischen den verschiedenen Lösungen liegt dabei in der Entscheidung, ob wir das Wasser dauerhaft (=Teich) oder nur zeitweise (=Sickerteich, -Mulde, -Graben) auf dem Grundstück behalten möchten. Sowohl immer nasse als auch wechselfeuchte Bereiche sind Lebensraum für sehr viele Pflanzen und Tiere – und man kann die beiden Bereiche auch kombinieren.

Dauerhaftes Lebensraumelement: Naturnaher Teich

Legen wir einen Naturteich an, kann der Wasserspiegel zum Beispiel so geregelt werden, dass er „im Normalfall“ einen Pegel unterhalb der Maximalhöhe hat. Ein naturnaher Teich, dessen Pegel 20-30 cm Höhe als Puffer hat, kann bei Starkregen anfallendes Wasser temporär aufnehmen. Ein naturnaher Schwimmteich ist die Krönung dieser Art von Wassergenuss.

Fische sind im Naturteich übrigens ein No-Go! Stattdessen siedeln sich Insekten, Wasserschnecken, Libellen, Molche, Frösche und Kröten an. Fische würden deren Gelege fressen, durch ihre Ausscheidungen viele Nährstoffe eintragen und das Teichleben insgesamt stark beeinträchtigen.

Ein Igel freut sich auch über Wasser im Garten!
Auch die Bewohner deines Gartens freuen sich über Wasser-Angebote!

Wechselfeuchte Lebensräume: Sickermulden und -Gräben

Wenn es in deinem Garten nicht gleich ein Teich sein soll, kannst du als temporäre Wasserpuffer an schwierigen Stellen Sickermulden oder -Gräben anlegen. Diese nehmen größere Regenwassermengen auf und geben sie langsam an die Umgebung ab. Solche Vertiefungen sind ein toller Lebensraum für Pflanzen, die in der Natur an Gräben oder Flussufern vorkommen und es mal trocken und mal nass mögen.

Teich und Sickermulden lassen sich auch hervorragend kombinieren: Ist der Teich voll, läuft er in die benachbarte Sickermulde über. Oder die Teichfolie reicht nicht bis oben an den Teichrand, sodass die obersten 30 cm Wasserstand versickern können.

Ein Teich mit Platz zum Überlaufen
Vor der Trockenmauer sorgt eine wechselfeuchte Uferzone für einen Volumen-Puffer

Erst gießen, den Rest genießen: Regenwasser geschickt leiten

Wenn all deine Regentonnen und Wassertanks gut gefüllt sind, kannst du das überschüssige Regenwasser von dort aus direkt in den Teich und/oder die Sickermulden leiten. Ein Zulaufgraben vom Regenrohr zum Ziel, naturnah gestaltet und mit viel Kies und Pflanzen bestückt, filtert grobe Verschmutzungen aus dem Dachwasser.

Maximaler Wasserspaß: Matsch-Spiel-Zone für Kinder

Sauberkeitsliebende Eltern hassen diesen Trick, aber mal ehrlich: Was gibt es Schöneres für Kinder als Wasser zum Spielen? Eine temporäre Matsch-Spiel-Zone ist bei Kindern jedenfalls super beliebt. Nach dem Regen bleibt das Wasser in Vertiefungen stehen, und trocken dient der Bereich als normaler Sandspielplatz. Mit Kieseln und Flusssteinen lassen sich Dämme bauen, und vielleicht habt ihr noch einen gefällten Baumstamm als Balancier-Brücke? Auch über einen Regenwasser-Sammeltank oder eine Zisterne mit angeschlossener Schwengelpumpe könnte man nachdenken … nicht nur auf dem Wasserspielplatz.

Regentonne, Überlauf in Teich 1 und dann in Sickergraben
Aus der Tonne in den Teich und ggf. weiter zum Versickern – Teich von G. Lory

Aber, aber: Sicherheitsaspekte und Mythen rund um Wasser

Obwohl ich noch nie davon gehört habe, dass Menschen ihren Gartenteich aus Unzufriedenheit rückgebaut hätten, gibt es ziemlich viele Bedenken rund um das Thema Wasser im Garten. Die wildesten davon versuche ich hier in Kürze zu entkräften:

1. Wasser zieht Mücken an

Ja, das stimmt – aber sicherlich hat du schon bemerkt, dass Mücken nicht nur direkt am Wasser eine Plage sein können. Sie vermehren sich nämlich längst nicht ausschließlich in Gewässern, sondern in allen möglichen Wasserlachen, Wasserbehältern und Pfützen im Siedlungsraum. Im Gegenteil ist es sogar so: Wenn die Natur ringsherum intakt ist und die Umgebung nicht völlig steril, dann hast du auch schnell Insekten und Vögel an deinem Teich, die Mückenlarven mit Vorliebe fressen. Hier regeln sich die Verhältnisse also von allein. (Ein Mückennetz über deinen Wassertonnen und Tanks kann hingegen sehr ratsam sein!)

2. Wasser ist ein Sicherheitsrisiko

Ja, das stimmt – besonders bei kleinen Kindern. Wenn sie größer sind, werden sie hingegen einen (Schwimm-)Teich lieben. Du kannst also für die ersten Jahre entweder über einen Zaun nachdenken oder dich generell für einen flachen (Sicker-)Teich von nur 30-40 cm Tiefe entscheiden. Solche „Lichtteiche“ sind trotz ihrer geringen Tiefe eine tolle Bereicherung und können mit Beobachtungs-Holzdeck oder kleinen Brücken zu wahren Forschungsstationen werden.

Eine beliebte Variante ist es auch, eine große naturnahe Sandkasten-Fläche mit Sitzmäuerchen anzulegen und einfach in einen Teich umzuwandeln, wenn die Kinder größer sind.

3. Teiche machen viel Arbeit

Jein. Zwei Sachen sollte man sich da gegenwärtigen. Erstens: Im Naturgarten reden wir nicht von Filtern, Pumpen, Skimmern und dem sonstigen Technikbrimborium, den uns der konventionelle Teichbauer gern verkaufen möchte, „weil es ohne nicht geht“. Das ist jedoch Quatsch. Wenn du damit leben kannst, dass dein Teich mal mehr und mal weniger „durchsichtig“ ist, brauchst du das alles nicht – ein klug angelegter Natur-Teich mit intakter Pflanzen- und Tierwelt kann sich selbst regulieren. Nur mag unser verwöhntes Auge halt lieber glasklares Wasser. Das ist aber ein (bzw. unser!) ästhetisches Problem.

Zweitens: Jedes Gewässer unterliegt durch kontinuierlichen Nährstoff-Eintrag dem Prozess der Verlandung: Wenn wir gar nicht eingreifen, wird er von immer mehr Biomasse und immer mehr Pflanzen erobert. Das heißt, auch ein naturnaher Teich im Gleichgewicht muss gelegentlich von Blättern, Schlamm und übermäßigen Pflanzen befreit werden.

Dem Aufwand muss man aber fairerweise entgegen halten, dass eine Wasserfläche währenddessen nicht gemäht, von Unkraut befreit, gegossen, vertikutiert oder sonstwie betreut werden muss. Menschen, die ihren Pflegeaufwand im Garten verringern möchten, würde ich also immer zu einem richtig großen Teich raten!

Oder gleich einen Graben und eine Insel im Garten?
Keine halben Sachen: Bachlauf und Insel mit Brücke im Naturgarten

Fazit: Gutes Wassermanagement im Garten macht Sinn!

Alle Vorteile von Wasser im Garten auf einen Blick:

  1. Kostenlose Ressource: Wasser gibt es über deinem Grundstück völlig umsonst!
  2. Lebensgrundlage: Für uns, unsere Pflanzen und alle möglichen Gartentiere.
  3. Natürliche Klimaanlage: Wasserflächen kühlen bei Verdunstung die Umgebung.
  4. Großer Kinderspaß: Wasser bietet wunderbare Spielmöglichkeiten für Kinder.
  5. Beobachtungsmöglichkeiten: Wasser wirkt auf uns beruhigend und meditativ.
  6. Höhere Lebensqualität: Oder wieso sind Grundstücke am Wasser immer begehrt und teuer?

Beim Thema Wassermanagement im Garten kannst du unglaublich kreativ werden, solange du nicht aus Versehen deinen Keller oder Nachbars Grundstück flutest. Guck dir also genau an, wohin bei dir das Wasser läuft, wenn alle Speicher für Gießwasser voll sind!


Du stehst den Thema Wasser noch skeptisch gegenüber und/oder möchtest mehr über das Potenzial deines Gartens erfahren? Dann schau dir doch mal meine Garten-Impulse an – in Form einer Beratung zeige ich dir gern, welche Möglichkeiten für Wassermanagement in deinem Garten bestehen.

All you need - ein Plätzchen am Wasser zum Genießen
All you need – ein Plätzchen am Wasser zum Genießen <3

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