Ein Bild mit einer Wegwarten-Blüte und einer Biene darauf als Beispiel für eine heimische Pflanze

Heimisch oder nicht – das ist hier die Frage!

Inhalt

Warum Wildpflanzen im naturnahen Garten das A und O sind – und wie du erkennst, ob du die richtigen Gäste eingeladen hast

Neulich sagte eine Kundin zu mir:
„Wie soll man drauf kommen, dass eine Pflanze nicht heimisch ist – wenn die doch fast jeder im Garten hat?“
Ein Satz, der mich zu diesem Artikel inspiriert hat. Denn er bringt auf den Punkt, was viele verunsichert:
Was bitte heißt bei Pflanzen überhaupt „heimisch“ – und warum sollte das jemanden interessieren?

1. Heimische Pflanze – was soll das eigentlich heißen?

Heimisch sind Pflanzen, die sich von Natur aus seit Jahrtausenden in einem bestimmten Gebiet entwickelt haben. Also nicht durch Handel, Kolonialgeschichte, Gartenmode oder Zufall hierhergekommen sind – sondern wirklich ein integraler Teil des hiesigen Ökosystems sind und es bereits waren, bevor wir Menschen alles durcheinander gebracht haben 😉 .
In Deutschland zählen dazu z. B. viele Glockenblumen, Flockenblumen, die Wilde Möhre, der Wiesen-Salbei, Gemeiner Natternkopf oder Wald-Engelwurz. Nicht aber Forsythien, Geranien oder der allseits beliebte Sommerflieder (Spoiler: Der ist zwar hübsch, aber für die meisten Insekten eine kulinarische Enttäuschung – mehr darüber liest du hier).

Heimisch heißt also nicht „wächst schon lange irgendwo in Omas Garten“, sondern „hat sich gemeinsam mit der Tierwelt in unserer Region entwickelt – über viele Jahrtausende“. Und das ist der entscheidende Punkt!

2. Warum heimisch für Insekten (und viele andere Tiere) überlebenswichtig ist

Insekten sind, was ihre Nahrung angeht, wahnsinnig spezialisiert. Viele Wildbienen, Schmetterlinge oder Käfer haben sich im Laufe der Evolution auf ganz bestimmte Pflanzenarten eingestellt – und zwar auf die, die es in ihrer Umgebung gab.
Man nennt das das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Die Pflanze ist das Schloss, das Insekt hat den Schlüssel: zum Beispiel die richtige Größe, ganz bestimmte Mundwerkzeuge, oder das Gift der Pflanze kann ihm nichts anhaben. Nur wenn beides genau zusammenpasst, funktioniert’s: die einen werden bestäubt, die anderen kriegen was zu Essen, Lebensraum und Nistmaterial. Deal!

Ein paar Beispiele:

  • Die Natternkopf-Mauerbiene sammelt Pollen nur am Natternkopf.
  • Die Raupen des Thymian-Rotwidderchens, das ist ein Nachtfalter, brauchen den „echten“ Sand- oder Feld-Thymian – nicht die Zuchtsorte aus dem Supermarktregal.
  • Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling legt seine Eier nur auf dem Großen Wiesenknopf ab – und braucht Ameisen, die dann die Raupen „adoptieren“ und in ihr Nest schleppen – wo die Raupen sich wiederum von Ameisenlarven ernähren, irgendwann schlüpfen und dann schnell flüchten müssen. Kein Witz.

Und so eine Anpassung passiert natürlich nicht von heute auf morgen, sondern dauert einfach mal Tausende von Jahren.

Setzt du stattdessen herkömmliche Gartenpflanzen ein – also Zuchtstauden, Exoten aus aller Welt oder steril gezüchtete Sorten – können diese Tiere damit… nun ja, nichts anfangen. Keine Nahrung, keine Fortpflanzung, kein Lebensraum. Nada. Und so schnell geht das auch nicht mit der Anpassung!

Heimische Pflanzen sind also kein ideologischer Spleen, sondern schlichte Notwendigkeit, wenn du wirklich was für die Artenvielfalt tun willst.

3. Heimisch ≠ spießig

Ein häufiger Einwand: „Aber das klingt doch so dogmatisch, so sektenmäßig, so sektiererisch, so… nach Verzicht!“
Nope. Heimische Pflanzen sind alles andere als langweilig!
Sie können farbenfroh, duftend, architektonisch beeindruckend oder zart-verspielt sein – von „wilder Eleganz“ über „zarte Anmut“ bis botanischem Rock’n’Roll ist alles dabei. Wir haben schließlich mehrere Tausend zur Auswahl.

Der Unterschied ist: Sie sind nicht nur schön für uns, sondern auch nützlich für andere. Und das macht sie für naturnahe Gärten zum absoluten Nonplusultra.


4. Wie du herausfindest, ob deine Pflanzen heimisch sind – oder nicht

Kommen wir zum Eingemachten: Was wächst denn nun bei dir, was lacht dich da grad im Baumarkt an und woher weißt du, ob das heimisch ist oder eher nicht so? Dafür habe ich dir was gebaut – hier ist die

Checkliste für Pflanzen, die was taugen (für die Natur):

✅ Schritt 1: Pflanze bestimmen

Erst einmal geht’s darum, zu wissen, wen du vor dir hast. Nutze eine App wie Flora Incognita oder ObsIdentify. Letztere kann auch Tiere bestimmen! Einfach ein Foto machen, Artenvorschläge bekommen, vergleichen.

✅ Schritt 2: Botanischen Namen notieren

Entscheidend ist IMMER der botanische Name einer Pflanze. Der ist lateinisch  und besteht mindestens aus zwei Teilen:

  • Gattung (z. B. Salvia)
  • Art (z. B. Salvia nemorosa → Steppen-Salbei)
  • Optional noch ein dritter Teil für die Sorte, meist in Anführungsstrichen (z. B. Salvia nemorosa ‚Ostfriesland‘ – das ist dann in der Regel eine Zuchtform)

Nur mit dem botanischen Namen kannst du sicher herausfinden, was du da eigentlich vor dir hast. Und sollte der Hersteller oder Verkäufer diesen botanischen Namen nicht dranschreiben (wie oft im Gartencenter oder Baumarkt der Fall): Hände weg!

Hinweis zu Sorten: Auch wenn die „Eltern“ einer Sorte selber mal Wildpflanzen waren, hat man für die Zuchtform bestimmte Merkmale gezielt gefördert oder reduziert. Sorten sind daher oft nicht (mehr) so robust und anpassungsfähig wie die Wildform. Daher bevorzugen wir Letztere.

✅ Schritt 3: Nachschlagen, ob die Pflanze heimisch ist

Schau z. B. in der naturaDB nach – gibt´s auch als App. Dort steht neben wesentlichen Kennzeichen auch:

  • Ist die Pflanze in Deutschland bzw. Mitteleuropa heimisch?
  • Welche Tiere profitieren von ihr?
  • Wie sieht’s mit Standortansprüchen und Blühzeit aus?

Wenn du wissenschaftlich tiefer einsteigen möchtest, schlag die Pflanze bei FloraWeb nach und erfahre noch mehr über sie.

✅ Schritt 4: Woher bekommst du heimische Pflanzen?

Spoiler: ❌ Nicht aus dem Baumarkt!
Viele dort angebotene Pflanzen sind blöderweise nicht nur nicht heimisch, sondern auch:

  • aufzuchtbedingt mit Pestiziden gegen Schädlinge belastet (also auch noch giftig für Insekten),
  • aus nicht nachhaltiger Billig-Massenproduktion,
  • und so überdüngt und verweichlicht, dass sie draußen oft sofort eingehen.

✅ Besser: Kaufe bei zertifizierten Wildpflanzen-Gärtnereien – am besten bio und regional.
Die Pflanzen sind robust, giftfrei, genetisch vielfältig und wirklich nützlich für die Tierwelt.
Einige gute Adressen findest du z. B. beim Projekt Tausende Gärten – Tausende Arten oder regionalen Initiativen.


Fazit: Heimisch rockt!

Wenn du wirklich Lebensräume schaffen willst – also echte, funktionierende Mini-Ökosysteme – dann kommst du um heimische Pflanzen nicht herum.
Sie sind der Kleber, der alles zusammenhält. Und sie sind der einfachste und wirksamste Hebel, wenn du die Artenvielfalt fördern willst.

Also: Beim nächsten Gartenprojekt nicht nur nach Farbe, Wuchshöhe und Blütezeit gehen – sondern auch fragen:
Wer profitiert eigentlich davon?
Wenn die Antwort „viele heimische Tiere“ lautet, hast du alles richtig gemacht 🙂 .


Du brauchst Hilfe im Pflanzen-Dschungel oder eine naturnahe Pflanzplanung mit robusten Wildstauden für ein bestimmtes Areal? Dann nimm gerne Kontakt zu mir auf!

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Als Planerin für naturnahe Grün- und Freiräume teile ich hier Neuigkeiten, Tipps und Wissen rund um Naturgärten und biodiversitätsfördernde Außenräume – und wie wir zusammen unsere Welt etwas besser machen können.

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