Immer wieder stoße ich gerade in Foren und auf Informations-Vorträgen auf Menschen, die voller Überzeugung sagen: „Ich gärtnere ja schon voll naturnah. Bei mir darf alles einfach wachsen!“ Hm, nein. Da liegt ein Missverständnis vor. Laissez-faire hat mit Naturgarten, so wie meine Kolleg:innen und ich ihn planen und lehren, nichts zu tun. Einen Naturgarten legst du aktiv an – er entsteht nicht von allein.
Höchste Zeit also, um mit diesem und anderen Missverständnissen aufzuräumen. Denn stellen wir uns mal vor, wir würden unsere Gärten jetzt komplett sich selbst überlassen. Was würde passieren?
Richtig: Erst sähe es kacke ziemlich bescheiden, weil ungepflegt aus, nach zwei Jahren hätten wir überall Brombeeren und nach fünf Jahren eine dichte Gehölzlandschaft aus Hasel und Hartriegel. Der Prozess, der unweigerlich eintritt, wenn man „wachsen lässt“, heißt Sukzession und endet mit einem Wald.
Möchtest du das in deinem Garten? Vermutlich nicht. Braucht man dazu Naturgarten-Planer:innen, Naturgarten-Bücher und Naturgärtner:innen? Nö. Hat irgendein Mensch dadurch schöne Naturerlebnisse voller Staunen und Lernen? Nö. Werden dadurch Interesse und Freude an der Naturnähe geweckt? Ähm, nee. Und die Artenvielfalt? Hm.
❌ Naturnah gärtnern heißt mitnichten: nichts tun und warten auf die Arten. Aber was dann? Im Folgenden gehe ich auf die größten Missverständnisse rund um naturnahes Gärtnern ein – und zeige dir stattdessen, was einen echten Naturgarten ausmacht.
Missverständnis #1: Das Konzept Naturgarten ist „einfach wachsen lassen“
👉 Nichts tun und wachsen lassen ist zwar praktisch – und die Tiere in deinem Garten, die schon da sind, haben bestimmt nichts dagegen. Aber nichts tun führt leider nicht zu einem schönen Garten, in dem du und das Leben um dich herum gleichermaßen glücklich werden. Nichts tun heißt: Es wächst dir schnell buchstäblich über den Kopf. Am Ende vom Nichtstun steht in unseren mitteleuropäischen Breiten – wie schon gesagt – genau, der Wald 🌳 .
Richtig ist: Im Naturgarten haben wir eine Strategie! (Und die ist nicht „Wachsen lassen ;))
Im Gegenteil, zum Naturgarten gehört eine aktive Entscheidung für seine Elemente – und auch die Pflege als unglaublich wichtige Aufgabe. Auch wenn Letztere deutlich entspannter ausfällt als im konventionellen Garten. Mehr über die Relevanz guter Pflege erfährst du hier.
Missverständnis #2: Im Naturgarten werden Biotope 1:1 kopiert
👉 Manche Menschen glauben, dass wir im Naturgarten einfach genau diejenigen Biotope mit den Pflanzen nachbauen, die wir im Umkreis von maximal 20 Kilometern in der „unberührten“ Natur finden. Daraus resultiert oft eine sehr biologisch geprägte Herangehensweise, die uns in der Gartengestaltung einschränkt. Darauf kann man sich einlassen, muss man aber nicht: In unseren Siedlungsräumen sind wir eben nicht in der freien Landschaft – hier dürfen auch wir mit unseren Vorlieben und Bedürfnissen eine Rolle spielen und die Schönheit der Natur als bewußtes Gestaltungsmittel wählen.
Was wir bei allen Bestrebungen, mehr Natur in die Stadt zu holen und die Artenvielfalt zu stärken, zudem nicht vergessen dürfen ist, dass auch „Draußen“ längst nicht mehr die Vielfalt herrscht wie früher. Deswegen dürfen auch Pflanzen in einen Naturgarten, die vielleicht nicht klassisch in dein Bundesland gehören, aber trotzdem in unseren Breiten heimisch sind.
Richtig ist: Wir lassen uns von der Natur inspirieren
Wir lassen uns, wenn wir Naturgärten anlegen, von der Natur inspirieren, interpretieren sie aber auch mal freier und passen sie an deinen Standort an. So schaffen wir lebendige, dynamische Lebensräume, die funktionieren – für Mensch und Natur.
Trotzdem gilt natürlich immer: Finger weg von invasiven Pflanzen – und idealerweise ist alles in deinem Garten ohnehin so regional wie möglich ;).
Missverständnis #3: Im Naturgarten guckt man mal, was passiert
👉 Einfach mal gucken machen wir schon hin und wieder: nämlich wenn wir einen bestehenden Garten neu übernehmen und ihn noch nicht gut kennen. Dann schauen wir im ersten Jahr, ob uns vielleicht ein paar echte Schätze begegnen. Zu gucken, was in deinem neuen Garten bereits wächst, kann dir auch wertvolle Hinweise auf die Bodenbeschaffenheit, die Nährstoffe und die Lichtverhältnisse geben. Das setzt aber voraus, dass du diese Zeichen lesen kannst.
>>> Was du über Licht- und Bodenverhältnisse in deinem Garten wissen solltest, erfährst du übrigens auch in meinem Starter-Workbook für 0€, das du dir HIER anfordern kannst 🙂
Einfach nur gucken, was passiert, ist also die Ausnahme.
Richtig ist: Wir wissen, was wir tun und warum wir es tun
Beobachten ist ein Schritt – aber nur ein kleiner. Wirklich mehr Leben in den Garten zu bringen, erfordert aktives Gestalten!
Missverständnis #4: Ein Naturgarten wird von selbst artenreicher
👉 Wenn wir den Garten sich selbst überlassen, kommt vielleicht etwas Leben. Aber viel seltener, als du denkst. Das liegt daran, dass unsere arme Landschaft mittlerweile derartig ausgeräumt ist: Wo zu wenig Saatgut von zu wenig verschiedenen Wildpflanzen im Umlauf ist, da kann auch keine neue Pflanze zufällig in deinem Garten landen. Die Vielfalt an Pflanzen bekommst du nur, wenn du nachhilfst.
Außerdem kommen von selbst keine neuen Strukturen in deinen Garten wie zum Beispiel Trockenmauern, Totholz-Hecken, Steinhaufen, Teiche und Sickermulden und und und. Das ist aber neben der Pflanzenvielfalt genau das, was einen Naturgarten auszeichnet: ein richtig großes Angebot an verschiedensten Lebensräumen, die wir Planer:innen in eine schöne, stimmige „Gartenlandschaft“ einbetten. Denn jedes neue Lebensraumangebot ist deine Einladung für die Artenvielfalt.
Richtig ist: Wir schaffen aktiv Lebensraum – und erhalten diesen auch!
Wenn du wirklich mehr Leben im Garten haben möchtest, ist es smarter, aktiv neue Naturgarten-Strukturen anzulegen und damit neue Lebensraum-Angebote zu schaffen. Es gilt: Je vielfältiger, desto besser! Ein Teich oder eine Trockenmauer öffnen ganz neuen tierischen Bewohner-Gruppen die Türen als es eine plane Staudenfläche je könnte – probier’s aus!
Fazit: Ein Naturgarten kommt nicht von allein …
… da musst du schon ein wenig nachhelfen. Damit das gelingt, brauchst du eine gute Strategie und ein durchdachtes Konzept, das zu dir und deinem Garten passt. Aber die gute Nachricht ist: Das musst du nicht allein erstellen! Denn dafür bin ich da: Als Planerin begleite ich dich auf dem Weg zu deinem lebendigen, wilden Garten.
Bist du bereit, deinen Garten in einen Lebensraum zu verwandeln, in dem Menschen und Natur miteinander wachsen? Dann nimm Kontakt auf! Ich unterstütze dich dabei, ein individuelles Konzept für deinen Naturgarten zu entwickeln – voller Artenvielfalt, Schönheit und Erlebnisse.