Natur-Erlebnis-Räume zu planen gehört zu meinen Lieblingsaufgaben! Auch als „Grüner Schulhof“ bekannt, holen wir mit naturnahen Außengeländen von Schulen und Kitas die Natur zurück in die Stadt. Das Beste daran ist: Man hat die Natur jeden Tag direkt vor der Tür, kann Workshops, Unterrichtsstunden und Veranstaltungen aller Art nach Draußen verlegen, spart sich entsprechende Ausflüge, und rund ums Jahr gibt es immer etwas zu beobachten.
Wie stark Kinder von einem Grünen Schulhof profitieren, ist mittlerweile vielfaches Forschungsthema und wird von der Deutschen Umwelthilfe in Bundeskongressen und Fachveranstaltungen kommuniziert.
Wer mehr über meine Planungen für Natur-Erlebnis-Räume wissen möchte, kann hier nachschauen – jetzt stelle ich aber mal dieses konkrete Projekt Schritt für Schritt vor.
Über das Projekt
Planung und Projektleitung: Sonja Stadje Naturgarten 2022-2023
Die Berufsbildenden Schulen Buchholz in der Nordheide sind das Regionale Kompetenzzentrum im westlichen Teil des Landkreises Harburg. Die BBS kennzeichnet ein sehr hohes Engagement – z. B. im Modellprojekt Zukunftsschule Niedersachsen, in der Kampagne Bildung für nachhaltige Entwicklung und im Projekt Bewegte Schule. Da scheint es nur konsequent, dass auch das Schulhof-Gelände wegweisend ist: als Grüner Schulhof, der Bewegung fördert und nachhaltig, Klima-angepasst und für alle Bedürfnisse der Schüler:innenschaft ausgelegt.
Im Außenraum der BBS bestimmen aktuell jedoch monotone Pflaster- und Rasenflächen das Bild. Höchste Zeit, dies gemeinsam zu ändern!
Dieser Natur-Erlebnis-Raum war mein Abschlussprojekt für die mehrjährige Fortbildung „Naturnahes Grün: planen, bauen und pflegen“ an der Naturgarten-Akademie.
Partizipation von Anfang an
Ganz im Sinne der Erfinder des Konzeptes „Natur-Erlebnis-Räume“, Reinhard Witt und Manfred Pappler, haben die Schüler:innen bereits in der Entwurfsphase in Form eines Modellbau-Workshops partizipiert und planen, soweit möglich, die Umgestaltung ihres künftigen grünen Schulhofes in Form einer Mitmach-Baustelle gemeinsam zu realisieren.
Das Motto ist also: Gemeinsam 2700 Quadratmeter Rasen zum Leben erwecken!
Zum Auftakt: Der Modellbau-Workshop nach dem „Dillinger Modell“
Partizipation heißt im Natur-Erlebnis-Raum gleich zu Beginn: Was braucht ihr überhaupt? In nur 30 Minuten haben rund 40 Schüler:innen in 10 Gruppen ihren Wunsch-Schulhof als Modell gebaut – und wahre Kunstwerke geschaffen!
Jede Menge Bedürfnisse und Ideen
Die Auswertung der Ergebnisse zeigte auf, was im Außengelände der BBS aktuell stark vermisst und intensiv herbeigesehnt wird. Während manche Wünsche von Kreativität und Tatendrang geprägt sind, ist vor allem bezeichnend, wie viele elementare Bedürfnisse an Aufenthaltsräume junger Menschen aktuell nicht gegeben sind:
Am meisten herbeigesehnt werden Bäume und andere Schattenspender, Wege und überhaupt verschiedene Bereiche zum Aufenthalt, Natur-Erlebnisse wie Blumenwiesen und Tiere zum Beobachten, Sitzgelegenheiten für kleine und große Gruppen sowie – in verschiedensten Erscheinungsformen – Wasser.
Wie wichtig die Einbeziehung der Nutzer:innen ist, zeigt sich sehr deutlich: Interessanterweise wünschen sich deutlich weniger Schüler:innen als angenommen ein reines Bewegungs-Upgrade – wovon die Lehrer:innenschaft hauptsächlich ausgegangen war.
Auswertung: Die To-Do-Liste für den Entwurf
Die Wünsche aus den Modellen wurden ermittelt und sortiert – nach den 4 Säulen des Natur-Erlebnis-Raumes. Sie bilden die Grundlage an Erfordernissen für mich als Planerin. Alles, was sich realisieren lässt, wird eingeplant – egal wie „verrückt“ oder abwegig. Ich nehme Partizipation sehr ernst: Wenn die Schüler:innen das brauchen, dann werden wir es irgendwie versuchen umzusetzen. Natur-Erlebnis-Räume sind eben etwas ganz Besonderes!
Und das ist entstanden!
Die Entwurfsplanung umfasst eine Gesamtfläche von 2700 qm und beinhaltet verschiedene Bereiche:
🌱 Der „bewegte Randstreifen“ – ein Schwerpunkt für Ruhe und Balance mit Nestschaukel, Hängematten und einem Balancier-Parcours.
🏔️ Die „Hügelkette Kattenberge“ und das „bunte Tal“ – ein stark strukturierter Bereich im Süden, der Vielfalt und Erlebnisse betont und zwei Outdoor-Klassenzimmer mit Bühne, Ausblicken und Sonnenterrassen.
🌳 Das „chillige Auenland“ – ein zentraler Bereich mit Fokus auf Aufenthalt und Kommunikation, wo gemeinsame Picknicks, Treffen und Lernen stattfinden.
🏖️ Die „Urlaub zuhause“-Düne – hier steht Bewegung, Action und Kreativität im Mittelpunkt.
Jeder Bereich hat nicht nur unterschiedliche Aufgaben, sondern ihnen liegen auch verschiedene Böden zugrunde – für ein Maximum an Pflanzen- und damit Artenvielfalt.
Feedback
Wie geht es weiter?
Der typische Verlauf eines Projektes mit diesem Umfang ist die Fertigstellung und Präsentation des Entwurfes mitsamt einer Massenermittlung und Kostenschätzung. Diese Komponenten bilden die Grundlage für die Ausschau nach Fördergeldern, Sponsoren und anderen Mittelgeber:innen für die Umsetzung.
Danach kann die Umsetzung beginnen, die meist in verschiedenen Bauabschnitten stattfindet. Gerade bei Schulen mit hoher Fluktuation werden durch eine schrittweise Umsetzung möglichst viele Schüler:innen einbezogen.
Wir drücken die Daumen, dass die BBS bald loslegen können!
Bereit für einen Natur-Erlebnis-Raum? Hier geht´s zu meinen Kontaktdaten. Ich freu mich auf tolle neue Projekte!