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Bunter, lebenswerter, wilder: Mein Naturgarten-Manifest

Inhalt

Neulich habe ich ein altes Foto von mir gefunden. Darauf trug ich ein Tocotronic-T-Shirt mit der Aufschrift „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“. Aus Spaß habe ich gesagt, dass ich heute dringend den Aufdruck „Ich möchte Teil einer Gartenbewegung sein“ benötige 🙂 Und eigentlich könnte ich auch direkt eine Bewegung anführen!

Warum eigentlich nicht? dachte ich ein paar Tage später. Ich hab dann aber nicht mit dem T-Shirt angefangen, sondern mit dem, was jede gute Bewegung zuerst einmal braucht: mit einem Manifest. Und hier ist es!

Mein Planungsansatz für naturnahe Grün- und Freiräume und ihre Gestaltung ist nicht von einer bestimmten Ideologie, von Perfektionismus oder einem bestimmten „Garten-Style“ geprägt. Mir geht’s um das Erleben von Dynamik und Freude und um das Übernehmen von Verantwortung – einfach um ein respektvolles „Sich darauf einlassen“ und „Das Leben erleben“! Und das möchte ich euch gerne näher bringen.

Los geht´s:

1. Naturgärten sind Räume, die dich berühren – wirklich!

Ja, damit meine ich „dich (an)packen“ – physisch genauso wie emotional. Denn nur gucken und schön aussehen reicht nicht, wenn es um Naturerlebnisse geht. In einem Naturgarten geht es darum, mit allen Sinnen einzutauchen. Du hörst, riechst, schmeckst, fühlst – vielleicht sogar mehr, als dir lieb ist, wenn dir mal ein Käfer über die Hand krabbelt. Das gehört dazu!

Denn erst wenn die Natur keine schöne Kulisse mehr ist, sondern du dich wirklich als Teil davon siehst (was wir immer sind, aber zu selten merken), kommst du richtig an. Und das macht glücklicher als nur ein hübsches Bild anzugucken und vermittelt auch viel mehr Bewusstsein für unsere Pflanzen- und Tierwelt, ohne die der Garten leblos und leer wäre. Ein Naturgarten ist ein kleines Stück Glück für alle Sinne, wenn du bereit bist, es zuzulassen.

2. Dein Garten ist nur geliehen

„Dit Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nennt´t ook noch sien“ – Dörte Hansen, Altes Land, Hausinschrift

Die Hausinschrift eines Bauernhauses aus dem Alten Land bringt auf den Punkt, was ich in Bezug auf die Natur noch wichtiger finde als in puncto Häuser: Wir sind nur für eine Weile hier auf der Erde. Die teilen wir uns mit einer Menge Lebewesen. Einige von ihnen waren schon vor uns da und werden uns überleben (denk an Bäume!). Ein Garten ist kein Gegenstand, den du auf ewig besitzt, sondern ein zeitweise von der Natur geliehenes Ökosystem, für das du nun hoffentlich lange die Verantwortung trägst. All die Lebewesen darin – vom Gänseblümchen über Marienkäfer bis zum Igel – sind deine Schützlinge.

Naturnah zu gärtnern heisst für mich, sich dessen bewusst zu sein und danach zu handeln. Es ist deutlich respektvoller, von der Natur nicht nur zu nehmen, sondern ihr auch etwas zu geben. Gerade heute, wo Ressourcen knapp werden, ist das wichtiger denn je. Mit einer durchdachten, respektvollen Planung und Pflege kannst du deinen Garten zu einem besseren Ort machen – nicht nur für dich, sondern für alle, die nach dir kommen.

3. Dein Garten ist kein „Außenraum“. Er ist ein Lebensraum!

Ein Garten ist kein weiteres Zimmer deines Hauses, sondern ein lebendiges Ökosystem, in dem du nur eine von vielen Rollen spielst. Akzeptierst du das, wirst du gelassener: Den Garten immer ordentlich und sauber wie einen Innenraum halten zu wollen, führt nur zu unnötigem Stress.

Der Garten ist Natur. Hier leben unzählige unbekannte, aber harmlose Mitbewohner, die du nicht kontrollieren musst – im Gegenteil: Lass den Garten atmen und leben! Das spart dir Arbeit und macht ihn umso erfüllender.

Gute Planung hilft dir, Materialien und Möbel zu wählen, die wirklich draußen funktionieren. Denn nichts ist fieser als ein Werkstoff oder Gegenstand, der eigentlich viel zu empfindlich für draußen ist und nur unter hohem Putz- und Pflegeeinsatz seine Optik bewahrt. Dazu gehören Oberflächen, auf denen jede Fliege und jeder Bewuchs sofort optisch stört, und Materialien, die einfach hässlich altern.

4. Dein Garten ist deine Freiheit – und deine Verantwortung. Und das gibt: Sinn!

„Freiheit droht in Willkür auszuarten, sofern sie nicht in Verantwortlichkeit gelebt wird.“ – Viktor Frankl

Dass Freiheit und Verantwortung zwei Seiten derselben Medaille sind, finde ich eine immens wichtige Erkenntnis. Wenn wir frei sind zu entscheiden, eine Fläche naturnah zu gestalten, übernehmen wir damit Verantwortung für diese als Lebensraum. Und diese Verantwortung kann eine tiefe Zufriedenheit mit sich bringen – einen Sinn! Nach einem Sinn suchen wir Menschen an so vielen Stellen – und können ihn hier im Garten, im Kleinen, finden.

Wer die Natur um sich herum (wieder) wachsen und aufleben sieht, spürt das Glück, Teil von etwas Größerem zu sein. Das klingt jetzt so getragen, ist aber ein Kern der naturnahen Sache. Und keine Angst: Verantwortung übernehmen heißt nicht „viel Arbeit haben und sich endlos kümmern um all die Mitbewohner“. Ihnen den Raum geben und den Schutz, dass ihnen bei dir nichts passiert, reicht schon völlig.

5. In deinem Garten gelten deine Regeln – nicht die der „Gesellschaft“

Oft gilt der Grad der Ordnung im Garten ja unter Nachbar:innen 70+ als Indikator dafür, dass du „dein Leben im Griff hast“ – oder eben nicht. Aber mal ganz ehrlich: Wenn wir es jeden Morgen aus dem Bett schaffen, einen Job haben, ein für uns passendes Sozialleben und gute Menschen um uns herum, eine endlose To-Do-Liste jonglieren und überhaupt im Chaos des Lebens heutzutage bestehen – oder auch mal nicht, was mehr als in Ordnung ist – , dann sollte „hat Haus und Hof in Ordnung“ unter „weniger erstrebenswerte Tugenden von 1970“ abgeheftet sein und höchstens mit einem Schmunzeln kommentiert werden.

Auch das Trio „Stabmattenzaun, Lorbeerkirschhecke und Rasenfläche“ ist im Jahr 2024 mitnichten der anzustrebende Standard, sondern zeugt neben Unkenntnis wirklich pflegeleichter, schönerer Alternativen höchstens vom Erfolg der Baumarkt-Kataloge – weil oft wortwörtlich keine besseren „Vor-Bilder“ als Inspiration existieren.

Für deinen Naturgarten gilt also: Schluss mit Perfektionismus und Mainstream-Vorgaben. Dein Garten sollte ein Spiegel deines Lebens sein – ein Ort also, der dich glücklich macht und nicht den Zweck hat, die Nachbarn zufrieden zu stellen oder vergänglichen Trends nachzugehen. Ob wilde Wiese, gemütlicher Rückzugsort oder kreatives Durcheinander – dein Garten darf genau das sein, was DU brauchst.

6. Dein naturnaher Garten ist dein bester Coach

„In einer Welt, die immer lauter und hektischer wird, sehnen wir uns nach Orten, die uns Erdung und echte Verbundenheit schenken.“ So beginnt JEDES Achtsamkeits-Marketing ;). Und nicht wenige Menschen buchen Naturverbindungs-Coachings, gehen Waldbaden und zahlen für teure Hotels mit Bett im Heu – und sehen dabei buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Denn eines dieser Refugien, die sie suchen, könnte sein: der Garten gleich vor der Tür!

Ein Naturgarten fordert – aber ohne zu überfordern. Er bringt dich wahlweise in Bewegung oder zur Ruhe und erinnert dich daran, dass Perfektionismus hier keine Rolle spielt. Hier kannst du dich ausprobieren, Fehler machen und wachsen. Und, wenn dir nicht danach ist, kannst du es auch einfach mal lassen und nur sein, einfach so. Dem Garten ist das völlig wurscht – er bleibt ein Ort der Erdung, aber auch des kleinen Glücks, der Lebendigkeit und des Immer-wieder-Staunens.

7. Dein Garten ist das beste Fitness-Studio

Uns Menschen der westlichen Zivilisation fehlt es in großem Stil an Bewegung. In der Folge haben wir „Rücken“ und andere Gebrechen, stauen Stress an und schleppen uns nach der Arbeit ins Gym, um Abhilfe zu schaffen. Wie wäre es, wenn du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könntest?

Gartenarbeit ist nämlich potenziell auch viel Bewegung, und zwar eine, die ziemlichen Spaß macht und gleichzeitig ausgesprochen gut tut:

Im Garten wird gegraben, gehackt, gesät, gehämmert und auch mal gejätet – und das alles auch noch an der frischen Luft. Es gibt zudem keine besseren Endorphin-Kicks, als nach getaner Arbeit die Früchte deiner Mühe zu genießen: in Form von Gartenbier, Muskelkater, bestem Tiefschlaf und dem Blick auf das, was du geschafft hast!

Aber es geht nicht nur um dich: Auch die Pflanzen und Tiere in deinem Garten profitieren von Bewegung – deiner Bewegung. Du erschaffst neue Lebensräume, veränderst das Mikroklima und hilfst der Natur, ihre Arbeit zu tun. Und wenn du mal Lust hast, gar nichts zu tun, übernimmt die Natur die Regie. Das nenne ich Teamarbeit!

8. Dein Garten ist heilsam – auf so vielen Ebenen

Nachdem wir über den Garten schon als Coach und als Gym-Alternative gesprochen haben, kommen hier noch zwei weitere heilsame Ebenen ins Spiel. Ein Garten kann unsere Gesundheit gezielt fördern – durch Heilpflanzen, die wir als Kräuter, Räucherwerk, Körperpflege oder Medizin nutzen, aber auch durch die Aktivität des Gärtnerns an sich.

Gärtnern heilt. Ob Stress, körperliche Verspannungen oder emotionale Wunden – ein Garten kann erstaunlich viel bewirken. Für Kinder bietet ein Garten motorische und kognitive Förderung, für Erwachsene mentale Ruhe und körperliche Aktivität: Auch wenn du einfach nur draußen bist, atmest du tiefer und fühlst dich besser.

All das ist wissenschaftlich belegt: Grün macht glücklich. Dein Garten ist also nicht nur ein Rückzugsort, sondern auch ein echter Gesundheitspartner. Und um noch mal auf die Heilpflanzen zurückzukommen: Sehr viele von ihnen sind hierzulande heimisch und daher nicht nur für dich ein Gewinn, sondern auch für unsere Insekten und andere Gartentiere.

9. Dein Garten wächst mit dir – und das ist wunderbar

Heutzutage muss ein Garten uns nicht mehr ernähren. Deshalb wird so wenig Wissen darüber weitergegeben. Falls du also schon einmal insgeheim gedacht hast „Oh no, dieses Gartenwissen lerne ich nie“? Keine Sorge: Naturnah gärtnern ist keine Raketenwissenschaft. Am besten lernst du, indem du rausgehst und anfängst.

Womit anfangen? Zum Beispiel mit den Basics aus meinem Starter-Workbook, das du dir hier näher angucken und downloaden kannst.

Wissen ist tatsächlich DER Schlüssel zu weniger Aufwand und smarterem Gärtnern. Allein deswegen solltest du offen dafür sein, ständig dazuzulernen. Das Schöne: Je länger du dich mit deinem Garten beschäftigst, desto mehr lernst du. Dazu braucht es keine 26 Bücher und 7 Kurse. Ihr habt beide Zeit. Jede Menge. Denn so schnell wächst der Garten auch wieder nicht. Ein Garten muss auch nicht in einem Rutsch perfekt sein. Lass dir Zeit, lerne, beobachte und gestalte.

Je mehr du über die Natur lernst, desto mehr Freude wirst du an deinem Garten haben. Und ganz nebenbei wächst alles von allein: dein Wissen, deine Geduld und dein Verständnis für die Lebewesen, die dich umgeben.

10. Dein Garten ist deine Pippi-Langstrumpf-Zone!

Je digitaler und abstrakter wir arbeiten, desto weniger Ergebnisse unserer Arbeit haben wir buchstäblich in den Händen. Anders ein Garten im richtigen Leben: Hier bist du die Boss-Bitch/der Boss Im Garten gibt es keine Regeln – nur deine. Hier kannst du experimentieren, scheitern, Neues versuchen und dich selbst überraschen. Du kannst hier deine (vielleicht ungeahnte) Stärke entdecken und die riesige Freude an deiner Selbstwirksamkeit erleben. Dieser Raum gehört dir – mach, was dir gefällt!

Nicht so einfach? Kommt vor! Wir sind so auf Perfektion und Effizienz getrimmt, dass wir zwar lernen wollen, es dann aber nicht mehr ertragen, anfangs Fehler zu machen. Aber dein Garten hat Zeit und wird nie Kritik an dir üben. Egal ob deine erste Trockenmauer krumm und schief ist – hey, du hast eine Trockenmauer gebaut!

Und noch eins: Gerade bei Frauen* erlebe ich oft eine große Zurückhaltung gegenüber (gröberem) Werkzeug. Auch damit kann jede:r den Umgang lernen, erst Recht in Zeiten von YouTube etc. Trau dich und rock´ den Laden! (Und bitte, kauf richtiges Werkzeug und keinen rosa Spielkram 😉 )

11. Dein Garten ist gelebte (Bio-)Diversität

Naturnah gärtnern bedeutet nicht, alles einfach wild wachsen zu lassen. Ein Naturgarten bedeutet Vielfalt, die wir aktiv fördern und erhalten – eine bunte Mischung an Pflanzen und Standorten, die Insekten, Vögeln und anderen Tieren Nahrung bieten.

In meinen Planungen geht es im Wesentlichen um das Herstellen solch einer Vielfalt. Damit meine ich nicht Wahllosigkeit und Beliebigkeit, sondern eine auf dich zugeschnittene und abgestimmte Komposition an Strukturen, Räumen und Pflanzen. Und genau diese Vielfalt macht auch uns Menschen glücklich, wenn wir sie in unseren Gärten erleben.

12. Naturgarten ist badass – und das macht ihn besonders!

Ein Naturgarten ist mehr als eine Ansammlung von heimischen Pflanzen – er ist ein Statement! Er zeigt, dass du bereit bist, der Natur Respekt und Raum zu geben, auch wenn das bedeutet, dich von konventionellen Vorstellungen zu lösen. Jenseits von sterilen Rasenflächen oder akkurat geschnittenen Hecken geht es um Lebendigkeit, Mut und Haltung.

Natur im Garten zuzulassen und zu fördern ist in unseren Zeiten auch höchst politisch: Es ist ein (sichtbares) Statement für mehr Artenvielfalt, gegen überflüssige Bodenversiegelung, für Klima- und Ressourcenschutz und überhaupt: für eine bessere Welt. Und das Beste daran? Es fühlt sich großartig an, Teil dieser Bewegung zu sein!

Sei offen für die Magie des „wilden Weges“

Jeder Garten hat seinen eigenen „wilden Weg“ – und ich liebe es, diesen gemeinsam mit dir zu gehen. Manchmal beginnen wir mit einer klaren Vorstellung, manchmal mit einem wilden Durcheinander von Ideen. Der Garten entwickelt sich gemeinsam mit dir – individuell, kreativ und voller Leben.

Der „wilde Weg“ bedeutet, mutig zu sein, die Natur als Partnerin zu sehen und zusammen etwas Magisches zu schaffen. Wenn ich sehe, wie Menschen einen gestalteten Raum mit Leben füllen, ihn lieben und weiterentwickeln, erfüllt mich das mit Stolz. Es ist dieses Momentum, das meine Arbeit so wertvoll macht. Lass uns gemeinsam die Welt ein Stückchen bunter, wilder und lebenswerter machen!

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