Ein lauer Sommerabend, klare Nächte und ein funkelnder Sternenhimmel, vielleicht sogar Polarlichter – und mitten hinein blendet plötzlich Nachbars Baumarktstrahler. Störung der Dunkelheit durch künstliches Licht nervt teilweise kolossal: In diesem Punkt sind sich Astronom:innen und Naturliebhaber:innen einig. Letztere können von Ersteren sehr viel darüber lernen, woran das liegt und wie wir unseren Nachthimmel trotz Beleuchtung möglichst wenig stören. So geschehen bei den Naturgartentagen in Hagen, wo Dr. Andreas Hänel, Astronom und Physiker von der Fachgruppe Dark Sky, zu diesem Thema einen großartigen Workshop geleitet hat.
In diesem Beitrag klären wir, wie umweltfreundliche Gartenbeleuchtung klappen kann und du deinen Außenbereich so beleuchtest, dass nicht nur du, sondern besonders die nachtaktiven Insekten davon profitieren. Dabei stütze ich mich auf die Erkenntnisse von lichtverschmutzung.de, die Ergebnisse des Workshop sowie wichtige gesetzliche Grundlagen, wie sie beispielsweise in diesem Dokument zusammengefasst sind.
Warum umwelt- und insektenfreundliche Beleuchtung?
Der Wert der Dunkelheit für unsere Gesundheit
Ein ungestörter Blick in den Sternenhimmel ist ein wunderbares Naturerlebnis, das jedoch immer seltener möglich ist. Künstliche Lichtquellen – ob an Hausfassaden, Werbetafeln, Industrieanlagen oder entlang der Straßen und Wege – tragen massiv zur sogenannten Lichtverschmutzung bei und verhindern vielerorts, dass wir den Nachthimmel überhaupt genießen können. Schlimmer ist jedoch: Zu viel Licht um uns herum macht uns krank! Zum Beispiel stört eine zu helle Umgebung unsere Melatoninproduktion. Ohne dieses Schlafhormon leiden wir vermehrt an Schlafstörungen, die uns belasten und zu schweren Herzkreislaufproblemen und Störungen im Immunsystem führen können – und längst als Volkskrankheiten gelten.
Schutz der Insekten und anderer nachtaktiver Lebewesen
Mehr als 85 % der Insekten sind nachts aktiv und werden durch künstliches Licht erheblich beeinträchtigt. Viele nachtaktive Arten, darunter auch wichtige Bestäuber, werden von hellem, insbesondere blaustichigem Licht angelockt. Während aber Mond und Sterne als natürliche Orientierung dienen, verlieren die Insekten durch künstliches Licht ihre Wegweiser und ihren Rhythmus. Zudem werden sie durch urbane Lichtquellen nicht nur in die Irre geleitet, sondern an Laternen und Lampen gezielt gefressen oder von der Hitze des Leuchtmittels sofort getötet.
Andere Tiere verlieren durch helles Kunstlicht ihre dunklen und geschützten Wegekorridore. Igel und Fledermäuse werden durch Lichtkegel zu kräftezehrenden Umwegen gezwungen, Vögel werden vom Licht angezogen und kollidieren mit Hochhäusern … die Liste der Licht-Opfer ist lang.
Eine gut geplante und möglichst umweltfreundliche Beleuchtung reduziert diese negativen Effekte. So hilfst du nicht nur deinem Garten, sondern leistest einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.
Erkenntnisse aus dem Nachthimmel-bewahren-Workshop
Der Workshop von Dr. Andreas Hänel hat ganz konkrete und praxisnahe Ansätze vorgestellt, wie du dein Grundstück nachhaltig und umweltbewusst beleuchten kannst. Hier einige zentrale Erkenntnisse:
- Gezielte Lichtführung und -Ausrichtung statt wilder Streuung:
Lichtverschmutzung, sichtbar als helle Lichtglocke über den Städten, entsteht vor allem durch sogenanntes Streulicht. Damit ist Licht gemeint, das ungerichtet nach oben und zu den Seiten strahlt, statt Straßen oder Wege zu erhellen. Nächtliche Beleuchtung sollte immer gezielt dorthin gelenkt werden, wo sie wirklich gebraucht wird: Wir wollen nicht stolpern und seitlich anstoßen. Über unseren Köpfen brauchen wir deutlich seltener Licht. Bei der Ausrichtung helfen Leuchten mit guten Abschirmungen, die das Licht nach unten lenken und Streuverluste minimieren. - Niedrige Lichtstärke und richtige Farbtemperatur:
Während Menschen „kaltes“ ultraviolettes (UV) und blaues Licht eher schlecht sehen, sind die meisten Tiere gegenüber diesen Lichtfarben besonders empfindlich bzw. werden davon stärker angezogen. Es empfiehlt sich deswegen vor allem, auf Leuchten mit geringer Lichtstärke und einer warmen Farbtemperatur (idealerweise 1800-2700 Kelvin) zu setzen. Je wärmer die Lichtfarbe, desto geringer ist der Insekten anziehende Blau-Anteil! Solche warmen Lichtquellen erscheinen uns praktischerweise weniger grell und sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Die beste Farbe für Licht heißt „Amber“, also warm-orange-bernsteinfarben. Hier ein solches Leuchtmittel zur Orientierung! - Licht nur bei Bedarf mit Bewegungsmelder und Zeitschaltuhr:
Um unnötige Beleuchtung zu vermeiden, bieten sich Systeme an, die das Licht nur dann einschalten, wenn es wirklich benötigt wird – beispielsweise Bewegungsmelder im Eingangsbereich oder Zeitschaltuhren, die das Licht zu bestimmten Zeiten ausschalten. - Nachhaltige und sparsame Technik:
LEDs sind der Standard für eine energieeffiziente Beleuchtung. Sie verbrauchen deutlich weniger Strom und haben eine längere Lebensdauer als herkömmliche Glühlampen oder Halogenlampen. Achte bei der Auswahl auf zertifizierte Produkte, die auch hinsichtlich ihrer Farbwiedergabe und Umweltverträglichkeit geprüft wurden. - So viel wie nötig, so wenig wie möglich: Die meisten Lichtquellen sind entweder überdimensioniert oder liegen sogar außerhalb der erlaubten Richtwerte. Verkehrssicherheit und Arbeitsstättenschutz geben klar vor, wie viel Licht aus Sicherheitsgründen erforderlich ist – aber viel hilft nicht viel, niemandem.
Es geht also nicht darum, komplett auf Licht zu verzichten – sondern es sinnvoll und bedarfsgerecht einzusetzen. Du kannst Sicherheit und Komfort in deinem Außenbereich gewährleisten, ohne die Natur unnötig zu belasten.

Konkrete Empfehlungen für deine Haus- und Gartenbeleuchtung
Hier findest du eine kompakte Liste an praktischen Tipps, die du rund um Haus und Garten umsetzen kannst:
1. Planung ist das A und O – auch beim Licht
Bevor du neue Leuchten installierst, nimm dir etwas Zeit für eine gründliche Planung:
- Bestandsaufnahme: Überlege dir, welche Bereiche wirklich beleuchtet werden müssen (z.B. Eingänge, Wege, Terrassen) und wo es möglicherweise überflüssig ist.
- Zonen einteilen: Unterteile deinen Garten in unterschiedliche Zonen – etwa gelegentliche und häufige Aufenthaltsbereiche, Einfahrten und Wege, auf denen niemand stolpern soll, und rein optionale Dekorationsbereiche. So kannst du gezielt verschiedene Lichtstärken und -arten einsetzen.
2. Die Wahl der richtigen Leuchten
Hier kann man am meisten auswählen – auch das Falsche. Daher: lieber gut informieren und hinschauen!
- Abschirmung nutzen: Entscheide dich für Leuchten, die das Licht gezielt nach unten lenken, statt es wild in die Gegend zu streuen. Modelle mit integrierten Abschirmungen nach oben und zur Seite verhindern, dass Licht in den Himmel oder in angrenzende Gebiete streut. Auch das Leuchtmittel sollte eher ein Spot als ein weit streuendes Kugelmodell sein. Hier nochmal die Orientierung 😉 .
- Warme Farben statt kaltweiß: Verwende am besten amberfarbene bis warmweiße Lichtquellen (1800-2700 Kelvin). Diese sind nicht nur angenehmer für das menschliche Auge, sondern auch weniger störend für nachtaktive Tiere. Auch Rot- und Orangetöne sind super, aber Geschmacksache …
- LED-Technologie: Achte beim Kauf auf smarte LED-Lösungen. Sie bieten dir nicht nur eine energieeffiziente Beleuchtung, sondern auch eine lange Lebensdauer – und damit geringeren Wartungsaufwand.
Übrigens: Eine bereits vorhandene Leuchte kannst du auch mit einer Folie oder speziellem Lack in eine orangefarben bis warmweiße Lichtquelle verwandeln!

3. Steuerung und Automatisierung
Die wenigsten Lichter müssen wirklich die ganze Nacht leuchten – und wir können die Leuchtzeiten sehr gut auf unsere Bedarfe optimieren.
- Bewegungsmelder: Perfekt in Bereichen, die nicht ständig beleuchtet sein müssen. So wird das Licht nur dann aktiviert, wenn sich tatsächlich jemand in der Nähe befindet.
- Zeitschaltuhren: Optimal für bestimmte Beleuchtungsbereiche z.B. am Haus. Mit ihnen vermeidest du unnötigen Energieverbrauch und reduzierst die Lichtverschmutzung während der Nachtstunden.
- Dimmer: Nutze Dimmer, um die Lichtintensität flexibel an die Bedürfnisse der jeweiligen Situation und Jahreszeit anzupassen. Gerade in Übergangsbereichen wie Terrassen ist das eine elegante Lösung.
4. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
In Zeiten von LEDs ist Licht so billig geworden wie nie zuvor – auch ein Grund dafür, dass es überall immer heller wird. Doch kein Grund, verschwenderisch werden 😉 ! So bleibt´s im Rahmen:
- Energieverbrauch reduzieren: Prüfe die Effizienzklassen der Leuchten. Produkte, die besonders energieeffizient sind, helfen nicht nur der Umwelt, sondern senken auch deine Stromkosten.
- Ordentliche Montage: Achte darauf, dass die Leuchten passgenau, stabil und witterungsbeständig installiert werden. Eine fachgerechte Montage verhindert spätere Fehlfunktionen, genervte Umgebungen und unnötige Wartungseinsätze.
5. Dekorative und stimmungsvolle Beleuchtung – nur so viel wie nötig
Klar ist Licht im Garten auch schön. Aber schöner als der Sternenhimmel? Nope! Daher steht die Frage „Ist das wirklich nötig?“ hier vorne an. Wenn doch: Achte auch hier auf zielgenaue und ausgerichtete Lichtquellen.
- Akzentbeleuchtung: Um besondere Elemente in deinem Garten zu betonen – sei es ein Wasserspiel oder ein Kunstobjekt. Sei dir im Klaren darüber, dass alles Licht „nach oben“ als Streulicht besonders störend auf den Nachthimmel wirkt. Bäume, Fassaden oder Kirchtürme von unten zu beleuchten, solltest du echt vermeiden …
- Farbwechseloptionen: Smarte LED-Lösungen bieten oft die Möglichkeit, Farben zu wechseln. Dies kann besonders bei Gartenparties für schöne Effekte sorgen, ohne dass dauernd starke Lichtquellen benötigt werden. Die Tierwelt freut sich ganz besonders, wenn die Lichtwechsel bei „Orange“ bzw. „Amber“ angehalten werden 😉 .
6. Sicherheitsempfinden vs. Kriminalstatistik
Ein wirklich interessanter Punkt, den ich auf keinen Fall unerwähnt lassen möchte! Denn das Hauptargument für Licht um uns herum ist der Aspekt der „Sicherheit“. Das ist natürlich im Straßenverkehr absolut korrekt. Dass dauerhaft hell erleuchtete Bereiche aber insbesondere auf unseren Grundstücken vor Einbruch schützen, bestätigt sich nicht – im Gegenteil.
- Untersuchungen in verschiedenen Wohngegenden deuten darauf hin, dass in hell beleuchteten Siedlungen und auf Parkplätzen tendenziell höhere Einbruchs- und Diebstahlraten gemessen wurden.
- Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass in solchen Gebieten nicht nur die Bewohner ein höheres Sicherheitsgefühl haben, sondern auch Kriminelle vermehrt dorthin tendieren, da sie sich in gut beleuchteten Bereichen besser orientieren und Fluchtwege leichter identifizieren können.
- Das heißt: Wir sollten den Widerspruch Subjektives Sicherheitsgefühl vs. tatsächliche Kriminalität in unserer Beleuchtungsplanung immer berücksichtigen.
7. Hände weg von Solarleuchten!
Die unglaublich beliebten und immer günstiger angebotenen Solarleuchten sind ein klares No-Go im umweltfreundlichen Garten – und das gleich aus mehreren Gründen:
- Viel zu hell: Die Beleuchtungsstärke der Solar-Lichtquellen erreicht teilweise gerne mal 30 lux. Zum Vergleich: selbst öffentliche Parkplätze brauchen nur 10-20 lux, der Vollmond erreicht in einer klaren Nacht gerade mal 0,3 lux.
- Wegwerfartikel: Die überwiegende Zahl der Solar-Akkus schafft in Tests nur 500 Ladezyklen. Das heißt, nach anderthalb oder zwei Jahren sind die meisten Leuchten Schrott und die Akkus nicht austauschbar. Das ist das Gegenteil von dem, was wir umweltfreundliche Gartenbeleuchtung nennen.
- Schnecken- und Spinnenparty: Gerade die kleinen Leuchten zum In-den-Boden-stecken haben sich als Schnecken-Hotspot erwiesen. Und Spinnen profitieren davon, dass andere Insekten vom Licht angezogen werden, und bauen ihre Netze strategisch nah an der Quelle.

Rechtliche Grundlagen – Was du wissen solltest
Neben den praktischen Tipps gibt es auch rechtliche Rahmenbedingungen, die im Zusammenhang mit der Außenbeleuchtung relevant sind. Die Dokumente und Planungshilfen von lichtverschmutzung.de bieten einen guten Überblick über die gesetzlichen Vorgaben in diesem Bereich.
Wesentliche Punkte der gesetzlichen Grundlagen:
- Zonenregelungen: Viele Gemeinden haben bereits spezifische Vorgaben, welche Bereiche besonders vor zu viel Licht geschützt werden sollen. Das betrifft vor allem Naturschutzgebiete und Wohngebiete, wo die Lichtverschmutzung besonders stark reduziert werden muss.
- Technische Mindeststandards: Es gibt technische Mindeststandards für Außenbeleuchtungen, die sicherstellen sollen, dass das Licht nicht unkontrolliert in den Himmel abstrahlt. Dazu gehört beispielsweise die Pflicht zur Verwendung von Leuchten mit ausreichender Abschirmung.
- Genehmigungsverfahren: In einigen Fällen ist es notwendig, für bestimmte Beleuchtungsanlagen eine Genehmigung einzuholen. Informiere dich daher bei deiner örtlichen Behörde, bevor du größere Änderungen vornimmst.
Diese gesetzlichen Grundlagen dienen nicht als Einschränkung, sondern als Leitfaden, wie du dein Lichtkonzept so gestalten kannst, dass es sowohl ästhetisch als auch umweltfreundlich ist – win-win quasi.
Fazit
Die richtige Beleuchtung deines Grundstücks und Gartens muss keinesfalls ein Widerspruch zwischen Sicherheit und Umweltschutz sein. Mit einer durchdachten Planung, dem Einsatz moderner LED-Technologie und der Berücksichtigung von Bewegungs- sowie Zeitschaltsystemen kannst du einen erheblichen Beitrag zur Reduktion der Lichtverschmutzung leisten. Die Ergebnisse des Workshops zeigen, dass es zahlreiche praktikable Ansätze gibt, um den Außenbereich nachhaltig und zugleich komfortabel zu beleuchten.
Indem du gezielt auf amberfarbene bis warmweiße, energieeffiziente Leuchten setzt und diese optimal steuerst und ausrichtest, schaffst du eine Atmosphäre, die sowohl deinen Bedürfnissen als auch denen der Natur gerecht wird. Das ist nebenbei auch tausendmal schöner als grelle Flutlichtstrahler und kalte, blendende Leuchtmittel wie aus dem OP.
Letztlich profitierst du auch gesundheitlich von einem sparsam und zielgerichtet beleuchteten Außenbereich, der den natürlichen Nachthimmel freigibt und den Lebensraum unserer nachtaktiven Tiere möglichst wenig stört. Durchdachtes und maßvolles Licht ist also ein Gewinn für alle – für dich, für deine Nachbarn und für die Umwelt.
Weiterführende Ressourcen
- Lichtverschmutzung.de: Hier findest du zahlreiche Informationen rund um das Thema Lichtverschmutzung sowie konkrete Beispiele und Studien.
- Planungshilfen und gesetzliche Grundlagen: Ein detaillierter Überblick über die technischen und rechtlichen Vorgaben.
Also, los geht´s! Überprüfe dein Licht und genieße die Natur – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn am Ende des Tages ist es der klare, ungestörte Blick in den nächtlichen Himmel, der uns daran erinnert, wie schön und wichtig es ist, im Einklang mit der Natur zu leben – oder? 🙂
Hast du bereits Erfahrungen mit umweltfreundlicher Gartenbeleuchtung gemacht oder eigene Tipps, die du gerne teilen möchtest? Dann freue ich mich auf deine Nachricht an moin@stadje.de. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass die Tierwelt nachts mehr Ruhe und Überlebenschancen hat und unsere Nächte wieder auf die richtige Weise – erstrahlen!